Montag, 19. Mai 2014

Bayernfan-Jammereintrag

Ich halte viel davon, nach dem denkwürdigen DFB-Pokal-Finale dieses Wochenendes die Diskussion über technische Hilfsmittel im Fußball neu zu führen. Auch wenn ich mich natürlich über den Pokalsieg des FC Bayern freue, bleibt an einem solchen Sieg immer ein Makel haften, wenn umstrittene Schiedsrichterentscheidungen damit verbunden sind. Den Argumenten von ZEIT Online kann ich da nur beipflichten.

Gleichwohl ist es zwar menschlich verständlich, aber einer sachlichen Diskussion abträglich, wenn durch solche Situationen immer wieder orgiastische Wenn-hätte-wäre-könnte-Diskussionen vom Zaun gebrochen werden. Hätte Dortmund gewonnen, wenn das Kopfballtor von Hummels gezählt hätte? Wir werden es nie erfahren. Ein Selbstgänger ist es bei weitem nicht.

Und dann muss ich noch ein bisschen jammern. Als Anhänger des FC Bayern, der ich seit über 30 Jahren bin, macht mich dieses Ausmaß an Hass und Verachtung, dass einem zu solchen Gelegenheiten wie der aktuellen entgegenschlägt, sehr traurig. Alle hassen den FC Bayern, aber der FC Bayern hasst niemanden – so möchte ich das mal auf einen, wenn auch stark vereinfachten – Nenner bringen. Und als Grund für die unsachlichen Bestandteile solcher Debatten sehe ich, auch wenn das viele Bayern-Gegner das nicht mehr hören können und die Augen verdrehen: Neid. Eine andere Erklärung habe ich nicht, weil es keine sachliche Grundlage für all die Anschuldigungen gibt, die so im Umlauf sind.

"Der FC Bayern schwächt die direkten Gegner, indem er ihnen dank seines Reichtums die besten Spieler wegkauft."

Natürlich tut er das. Weil er es kann. Und weil jeder andere Club, ja, jeder andere Mensch es in der Position genauso machen würde. Punkt. Jeder Manager im knallharten und ausschließlich an Erfolgen orientierten Profifußball, der das aus irgendwelchen romantischen Beweggründen wie „Sportlichkeit“, „Anstand“ etc. nicht täte, hätte seinen Beruf verfehlt und wäre schneller den Job los, als er "Marco Reus" sagen kann.

"Die Bayern werden immer (!) von den Schiedsrichtern bevorteilt."

Das ist Blödsinn. Es wird im Fußball immer Fehlentscheidungen geben. Und immer werden von ihnen Spiele entschieden. Und immer wird es mal die eine, mal die andere Mannschaft treffen. Die Ukraine hat sicher noch lange dem nicht gegebenen Tor gegen England bei der EM-Vorrunde 2012 nachgetrauert. Und ob Dortmund ohne Schiedsrichterhilfe das Champions-League-Viertelfinale 2013 gegen Malaga überstanden hätte, ist auch fraglich. Für die Bundesliga belegen die Wahre Tabelle und andere Aufstellungen dieser Art, dass obige These nicht stimmt.

Natürlich bin ich selbst schuld, wenn ich während und/oder nach solchen Spielen wie am Samstag ausführlich in den sozialen Netzwerken stöbere – und trotzdem ärgere ich mich jedes Mal, wenn ich sowas wie dieses bei Twitter lesen muss, erst recht, wenn es von einem eigentlich intelligenten Zeitgenossen kommt:

Aber vielleicht gehe ich auch etwas zu rational an die Sache. Vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass „Hass“, „Feindschaft“, Beschimpfungen und Beleidigungen zum Fußball gehören wie Tore und Titel. Umso froher bin ich, wenn nach einem solchen Sieg der Bayern gegen Dortmund niemand den BVB-Geschäftsführer Aki Watzke vor die Mikros lässt. Mit seinem regelmäßigen Gejammer wäre er für mich der Grund, den BVB nicht zu mögen, so wie andere den FC Bayern wegen Uli Hoeneß nicht mögen – wenn ich denn so denken würde. Da lobe ich mir Jürgen Klopp, der ungeachtet so mancher Entgleisung in solch großen und wichtigen Momenten wie am Samstag dann doch meist die richtigen Worte findet.

Ich bin jedenfalls froh, dass es den BVB in seiner derzeitigen Form gibt (und das nicht nur, weil er Zweiter geworden ist). Und wenn das Verletzungspech nachlässt, klappt's auch wieder mit einem Titel, bestimmt.

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