Mittwoch, 8. April 2015

Latzes Whisky | Bowmore-Rundumschlag

In letzter Zeit hatte ich das Glück, mich etwas tiefer in das Angebot der schottischen Whisky-Destillerie Bowmore hineinprobieren zu können. Der schon früh in meiner nun anderthalbjährigen Karriere als Whiskygenießer entstandene Eindruck, Bowmore könne eine meiner Lieblings-Whiskymarken werden, hat sich dabei gefestigt. Außerdem haben mir diese Erfahrungen weitere Erkenntnisse über meinen Whiskygeschmack gebracht. Den Versuch, sie zu interpretieren, möchte ich hier mal teilen. Ich starte mit einer Auflistung der von mir probierten Tropfen, und zwar in der Reihenfolge, wie sie mir gefallen haben:
Ich mag ja rauchige Whiskys, was bei meiner Bowmore-Vorliebe niemanden überraschen dürfte. Die obige Reihenfolge und auch meine sonstigen Erfahrungen zeigen aber, dass der Rauch sich bei mir eher nicht mit einer gewissen Vollmundigkeit, Schwere und Süße verbinden sollte. Im Zusammenspiel mit Rauch mag ich es am liebsten, wenn sich Citrus- und Salzaromen sowie dezente Vanille- oder Honigsüße dazugesellen.

Diese Geschmacksausrichtung schlägt sich bei mir auch bereits bei der farblichen Bewertung eines Whiskys nieder. Während diejenigen, die auch bei rauchigen Whiskys auf kräftige Sherrynoten im Geschmack stehen, bei einer kräftig-dunklen Rotbraun-Färbung in Verzückung geraten, haben es mir optisch eher die helleren, goldfarbenen Whiskys angetan.

Was schließen wir daraus? Rauchige Whiskys sollten ihre Reifezeit eher in Bourbon- oder neuen Eichenfässern verbracht haben, um mir besonders gut zu schmecken. Die beiden Führenden der obigen Tabelle, Gold Reef und Legend, taten genau das.

Nicht falsch verstehen: Das ist eine Abstufung auf insgesamt hohem Niveau. Auch die nächst folgenden sind gute Whiskys und überaus lecker, die Abstände sind nur minimal. Enigma, 12, 15 Darkest und Black Rock merkt man den deutlichen Sherry-Einfluss an, sein Zusammenspiel mit dem Rauch habe ich als sehr harmonisch empfunden. Nur der 100° Proof und der Surf fallen etwas ab. Ersterer kommt in Fassstärke mit 57,1 Prozent Alkohol daher, war mir pur deutlich zu scharf und hat mich auch nach Zugabe von Wasser geschmacklich nicht überzeugt. Und der Surf? Soll ja nahezu identisch mit dem Legend sein, liest man überall. Mag stimmen, geschmacklich gehen sie auf jeden Fall in die gleiche Richtung. Aber den Surf empfand ich als schlapp und charakterlos, während ich die maritime Ruppigkeit des Legend, die mancher bemängelt, sehr mag.

Ich werde weiter probieren und wieder berichten, wenn es neue Entwicklungs- und Erkenntnisschritte in meiner Whiskywelt gibt. Und bis dahin nehme ich gerne Tipps an, welchen im Bourbonfass gereiften Rauchwhisky ich unbedingt probiert haben sollte.

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